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Lesetagebuch - Marlen Haushofer: Die Wand

Willkommen auf meinem kleinen Leseblog. Hier führe ich ein persönliches Lesetagebuch und teile meine Lieblingsbücher und Herzenstexte.


Marlen Haushofer: Die Wand. Roman. Erschienen 2020 im Ullstein Verlag. 276 Seiten, 12,99€.

Der Inhalt in einem Satz:

Eine Frau wacht eines Morgens in einer Jagdhütte in den Bergen auf und findet sich eingeschlossen von einer unsichtbaren Wand, hinter der kein Leben mehr existiert.


Meine Gedanken zur Lektüre:

Die Wand ist vielleicht das wichtigste Buch in meinem Bücherregal, denn es hat mich mindestens Zwanzig Mal davor bewahrt, Tausend schreckliche Tode zu sterben. Es ist das Buch meines Lebens und ich lese es jedes Jahr aufs Neue, immer im Januar.


Kennengelernt habe ich die Autorin Marlen Haushofer in einem Lektüreseminar für Gegenwartsliteratur, als ich noch an der Uni in Halle/Saale Germanistik studierte. Seither, es sind immerhin 20 Jahre, begleitet mich dieser kraftvolle Text durch alle Höhen und Tiefen meines Daseins.


Bei jedem Lesen entdecke ich Altbekanntes und gleichzeitig so viel Neues.

Faszinierte mich am Anfang vor Allem die Verbundenheit zur Natur und die Parabel auf unser gehetztes modernes Leben, die der Text in sich trägt, lese ich inzwischen auch so viel Feministisches mit. In einem Jahr verfalle ich dem Zauber der Einsamkeit in der Berghütte, im Nächsten reflektiert sich mein eigenes Leben zwischen den Seiten und es ist, also schaue ich in einen Spiegel. Kapitalismuskritik, innere Einsamkeit - in diesem Jahr trägt mich der Text durch eine depressive Episode und spendet so viel Trost und Verständnis, dass ich mich zwischen den Zeilen so aufgehoben fühle, wie in meinem Kuschelbett mit Wärmflasche auf dem Bauch.


Die Stimmung des Romans, die Melancholie, das Bedrückende fasst mich in diesem Jahr besonders an. Mit den einfachsten Worten sticht Haushofer einem mitten ins Herz und füllt es mit Schwere und doch Zuversicht.

Die Wand ist für mich ein literarisches nach Hause kommen und die Figuren begleiten mich bis in meine Träume. Dort wandere ich dann mit der namenlosen Protagonistin, zusammen mit Luchs die Alm hinauf und mit Bella und Stier auf die Lichtung bei der Jagdhütte. Ich hacke Holz und sense Heu und auch die weiße Krähe ist mir nah und der Kampf der Hauptfigur mit den Geistern der Erinnerung und der Angst vor dem eigenen Unvermögen.


Als Autorin will Marlen Haushofer "den Menschen ganz, das heißt nicht weniger als den ganzen Menschen, im Lichte seiner Finsternis." erfassen.

Neben all ihren anderen unzähligen Erzählungen und Romanen, kann man mit der Wand den ersten oder den letzten Schritt zu diesem Vorhaben tun, und vor Allem alle Zustände dazwischen erfahren.


Mein Fazit:

Lesen! Lesen! Und immer wieder: Lesen!


Meine Bewertung:

100/10 Herzchen

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